Im zaristischen Russland:
Jüdischer Humor--
In einem kleinen Dorf in der Ukraine verbreitete sich ein
furchtbares Gerücht: Ein Christenmädchen war ermordet aufgefunden worden.
Die
jüdische Gemeinde, die sich der grässlichen Folgen eines solchen Zwischenfalles
bewusst war und ein Pogrom fürchtete, versammelte sich instinktiv in der
Synagoge, um zu beratschlagen, welche Schutzmaßnahmen unter diesen Umständen
noch möglich seien.
Die Meinungen wogten hin und her, da stürzte plötzlich der Roschekol in die
Synagoge und brüllte: »Brüder, ich habe die wunderbare Neuigkeit, das ermordete
Mädchen ist eine Jüdin!«
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Ein jüdischer Schneider begegnet auf der Straße einem
zaristischen Polizeiinspektor. Der Inspektor ist wütend, weil der Jude die
Gelegenheit versäumt hat, seinen Hut auf die geforderte Weise zu ziehen.
»Jude!« schreit er. »Was hat diese Unverschämtheit zu bedeuten? Woher kommst
du?« »Aus Minsk«, erwidert der Jude bescheiden. »Und was ist mit deinem Hut?«
fragt der Inspektor. »Der ist auch aus Minsk«, entgegnet der Jude.
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Man befürchtet ein Pogrom. Da die Kosaken nicht nur morden,
sondern auch vergewaltigen, werden die jungen jüdischen Mädchen sorglich
versteckt.
In eines der Verstecke drängt sich auch eine alte Jüdin. Die Mädchen wundern
sich: »Aber Großmutter, was habt denn Ihr zu befürchten?«
»So?« sagt die alte Dame beleidigt, »gibt es nicht auch alte Kosaken?«
Anm.: Roschekol: Gemeindevorstand