Im der Sowjetunion:
Jüdischer HumorJüdische Privilegien
Eine lange Schlange hat sich vor einem Moskauer
Fleischmarkt gebildet, weil die Anlieferung einer großen Fleischladung fällig
ist. Es ist ein kalter Tag, und die Menge stapft mit den Füßen auf und klatscht
in die Hände, um sich warmzuhalten.
Nachdem man schon zwei Stunden so gewartet hat, tritt der Leiter des
Fleischmarkts in Erscheinung. »Genossen«, verkündet er, »die Lieferung ist
unterwegs, aber ich habe die Leute gezählt, die hier anstehen, und es sind mehr,
als es Fleisch gibt. Daher muss ich alle Juden bitten, nach Hause zu gehen.«
Eine große Gruppe entfernt sich aus der Schlange.
Nach einer weiteren Stunde kommt der Leiter wieder heraus. »Genossen, das
Fleisch ist immer noch nicht eingetroffen, aber ich muss euch sagen, dass es
nicht reichen wird. Diejenigen unter euch, die keine Parteimitglieder sind,
möchten bitte aus der Schlange treten.« Wieder geht eine große Gruppe nach
Hause.
Nach einer weiteren Stunde erscheint der Leiter noch einmal. »Genossen«, sagt
er, »ich habe schlechte Nachrichten für euch. Der Lieferwagen ist vierzig
Kilometer von hier kaputtgegangen, und wir bekommen heute gar kein Fleisch mehr.
Ihr könnt also auch nach Hause gehen.«
Daraufhin wendet sich ein Parteimitglied an ein anderes und murmelt: »Diese
verfluchten Juden genießen laufend Vorrechte!«
Genosssenschaft
Rabinowitsch bewirbt sich um die Mitgliedschaft in der
kommunistischen Partei und wird aufgefordert, einige Fragen zu beantworten.
»Wer war Karl Marx?«
»Das weiß ich nicht«, entgegnet Rabinowitsch.
»Lenin?«
»Tut mir leid, den kenne ich auch nicht.«
»Was ist mit Leonid Breschnew?«
»Nie von ihm gehört.«
»Wollen Sie mich für dumm verkaufen?« fragt der Beamte.
»Keineswegs«, sagt Rabinowitsch. »Kennen Sie Herschel Salsberg?« »Nein«, sagt
der Beamte. »Was ist mit Yankel Horowitz?« »Nie gehört.« »Nahum Davidowitsch?«
»Nein.«
»Tja«, sagt Rabinowitsch, »so ist das eben. Sie haben Ihre Freunde, und ich habe
meine.«
Jüdische Geduld
Ein Pole, ein Tscheche und ein Jude wurden von den
Sowjetbehörden der Spionage beschuldigt und zum Tode verurteilt. Jedem von ihnen
wurde ein letzter Wunsch zugestanden.
»Ich möchte, dass man meine Asche über dem Grab von Pilsudski verstreut«, sagte
der Pole.
»Ich möchte, dass man meine Asche über dem Grab von Masaryk verstreut«, sagte
der Tscheche.
»Und ich«, sagte der Jude, »möchte, dass man meine Asche über dem Grab vom
Genossen Kossygin verstreut.«
»Aber das ist unmöglich«, wurde ihm gesagt. »Kossygin ist noch gar nicht tot.«
»Bitte sehr«, sagte der Jude. »Ich kann warten.«
Der Postmann
Ein Moskauer Jude wird mitten in der Nacht von einem lauten
Klopfen an der Tür geweckt. »Wer ist da?« fragt er. »Die Post«, wird ihm
erwidert. Der Mann steht auf, öffnet die Tür und findet zwei KGB-Agenten vor.
»Sind Sie Moses Goldstein?« fragt einer der Agenten. »Ja«, entgegnet Goldstein.
»Sie haben einen Antrag gestellt, nach Israel auszuwandern?« »Stimmt.«
»Haben Sie hier genug zu essen?« »Ja, das haben wir.«
»Wird Ihren Kindern eine gute kommunistische Ausbildung zuteil?« »Gewiß.«
»Warum wollen Sie dann eigentlich aus Rußland fort?«
»Weil«, entgegnet Goldstein, »ich nicht gern in einem Land lebe, in dem die Post
nachts um drei zugestellt wird.«